Zurzeit habe ich insgesamt drei Konten bei drei Banken – und das ist eins zu viel. Welches gehen muss, ist allerdings keine leichte Entscheidung, denn ich habe natürlich jeweils etwas zu meckern.
Sparkasse Elbe-Elster – CleverClick:
- Girokonto, das ich eigentlich nur noch führe, weil es eben da ist, ein paar Lastschriften darüber laufen und die Umstellung aus der Ferne ausreichend schwierig war.
- Ein klarer Vorteil ist, dass ich hier eine
EC-Kartegirocard bekomme und es damit innerhalb Deutschlands nur wenig Probleme gibt, Geld abzuheben oder im Laden zu bezahlen. - Allerdings fallen Kontoführungsgebühren bei Nutzung als Zweitkonto an, eine Kreditkarte kostet extra, das Online-/Mobile-Banking ist auf funktionaler Ebene praktisch im letzten Jahrtausend hängen geblieben, ich kann keine Zahlungen in Fremdwährung empfangen und alles was über die Standardnutzung in Deutschland hinausgeht wird schnell sehr teuer.
DKB Cash:
- Girokonto & Visa Kreditkarte – auch schon älter, irgendwann mal eröffnet, als es eines der wenigen Angebote mit kostenloser Kreditkarte war.
- Vorteilhaft ist neben der kostenlosen Kreditkarte auch, dass es noch Zinsen gibt, Bargeldabhebungen kostenlos sind und auch die DKB eine girocard anbietet1.
- Als Nachteil empfinde ich auch hier das meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäße Online-/Mobile-Banking und dass DKB Cash eigentlich aus zwei Konten besteht: einem für die Kreditkarte und einem regulären Girokonto. Da ich die Kreditkarte als reine Guthabenkarte nutzen möchte, bedeutet das, dass ich relativ oft Geld hin und her schieben muss.
N26:
- Girokonto mit Maestro & MasterCard Debitkarte. Ich bin erst seit ein paar Monaten Kunde, finde das Konzept aber sehr gut – vielleicht auch nur deshalb, weil es dem am nächsten kommt, was ich in den letzten Jahren in Dubai hatte.
- Vorteilhaft und Alleinstellungsmerkmal ist definitiv das Online-/Mobile-Banking:
- Die App generiert eine Push-Nachricht bei jeder Transaktion2 und das in Echtzeit. Bei Kartenzahlung mit Chip&PIN im Laden ist die Benachrichtigung auf dem Handy bevor auf dem Zahlgerät „Zahlung erfolgt“ steht.
- Ich kann die Karten in Echtzeit in der App sperren / entsperren, ihre Nutzung einschränken, Limits setzen, die PIN ändern.
- Überweisungen, die außerhalb der App eingegeben werden, müssen in der App bestätigt werden – dies ersetzt die TAN.
- Darüber hinaus konnte ich das Konto online eröffnen und mich per Videofonat identifizieren.
- Schließlich bietet die App auch eine automatische Kategorisierung und Analyse der Ausgaben an, was ganz nett, für mich aber unnötig ist3.
- Die Kontoführung ist ebenfalls kostenlos, Bargeldabhebungen am Automaten sind im Ausland immer kostenlos, kosten aber innerhalb Deutschlands nach der 5. bzw. 3. Abhebung 2 Euro. Das würde mich überhaupt nicht stören4, wenn nicht der eine, gewaltige Nachteil wäre, den N26 mit sich bringt, denn:
- Leider hat N26 auf ihrem Weg in die Zukunft die (deutsche) Gegenwart übersprungen und gibt keine girocard aus. Was leider dazu führt, dass man bei vielen kleinen deutschen Händlern nicht mit seiner N26-Karte bezahlen kann und die ganzen modernen Benachrichtigungen und Analysewerkzeuge für die Katz‘ sind. Das kann man jetzt auf die langsamen Händler schieben oder auf die höheren Gebühren, die MasterCard & Visa erheben. Doch die Ursache für diese Nichtakzeptanz ist praktisch irrelevant, wenn man bedenkt, dass N26 ein Produkt für den deutschen Markt anbietet und eben diese Besonderheit des deutschen Marktes nicht berücksichtigt. Der einzige für mich akzeptable Grund für diese Entscheidung wäre, wenn das girocard-System die für das Echtzeitbanking notwendigen Information nicht ausreichend schnell bereitstellt. Das sollte dann aber einfach klar kommuniziert werden, denn:
- N26s Kommunikationspolitik ist großer Mumpitz. Ich verstehe, dass es sich um ein Startup und junges Unternehmen handelt – aber es geht eben auch um Geld und da ist es dann egal, wie jung das Unternehmen ist. Sowohl die Einschränkung der Bargeldabhebungen in Deutschland als auch die Einschränkungen von N26 Invest wurden dem Kunden schlecht vermittelt und N26 wurde dafür zurecht kritisiert.
- Außerdem bietet N26 nur auf dem deutschen und österreichischen Markt zusätzlich zur MasterCard eine Maestro-Karte an und es stellt sich die Frage nach dem Grund für dieses Angebot. Beide Systeme werden von MasterCard betrieben und praktisch alle Stellen, die Maestro akzeptieren, akzeptieren auch MasterCard. Nun ist es so, dass alle deutschen girocards auch Maestro-Karten sind, im Ausland als solche funktionieren und entsprechend das Maestro-Logo tragen. Im Inland funktionieren sie aber als girocard und damit unabhängig davon, ob der deutsche Händler Maestro/MasterCard akzeptiert oder nicht.
- Warum betrachte ich das als Unterpunkt zum Thema Kommunikationspolitik? Weil der Artikel zur Akzeptanz der Maestro-Karte erst seit kurzem überhaupt erwähnt, dass die Maestro-Karte nicht an das girocard-System angeschlossen ist und noch immer nicht auf die daraus resultierende deutlich verringerte Akzeptanz in Deutschland und Österreich hinweist. Als ich meine Maestro-Karte bestellt habe, war alle Kommunikation darauf ausgelegt, mich zu der Annahme zu verleiten, dass die Maestro-Karte ein vollwertiger Ersatz für die girocard und damit überhaupt erst eine sinnvolle Ergänzung zur MasterCard sei. Diese Kommunikation war offensichtlich erfolgreich, denn ich habe jetzt eine N26-Maestro-Karte im Portemonnaie! Dass sich N26 damit einen Gefallen getan hat, wage ich allerdings zu bezweifeln – denn ich bin auch äußerst unzufrieden damit, dass ich in die Irre geführt wurde[5. Ich verstehe wohl, dass es am Ende meine Entscheidung war, die Karte zu bestellen und ich mich vorher hätte besser informieren müssen. Daher glaube ich auch nicht, dass an dieser Stelle regulatorisches Eingreifen notwendig ist. Das ändert aber nichts an meiner Unzufriedenheit.]
Was nun?
- Da ich für Reisen auf jeden Fall eine Visa und eine MasterCard bei mir haben möchte, sollte ich einfach das Konto bei der Sparkasse kündigen, nachdem ich die verbleibenden Lastschriften umgestellt habe.
- Allerdings habe ich durch N26 Kommunikationspolitik viel Vertrauen in die Bank verloren, sodass ich momentan nicht bereit bin, das N26-Konto mein Gehaltskonto zu machen. Vielleicht bin ich auch nur so unzufrieden mit der girocard-Problematik, weil es hauptsächlich kleine Händler und unabhängige Restaurants sind, die nur girocard akzeptieren und eine verstärkte MasterCard-Nutzung deshalb eine Konsolidierung auf große Ketten unterstützt. Das wiederum finde ich doof.5
- Außerdem habe ich aber yomo6 entdeckt – ein Produkt der Sparkassen, das offenbar N26 Konkurrenz machen soll und mit einer girocard daher kommt.
- Nun bleibe ich also vielleicht doch Sparkassen-Kunde – es bleibt schwierig.
- auch wenn ich die zugehörige PIN vor langer Zeit vergessen habe ↩
- Kartenzahlung online oder im Laden, Bargeldabhebung, eingehende Überweisungen, etc. ↩
- weil ich das mit Debit & Credit selbst manuell über alle Konten mache ↩
- denn ich halte Bargeld ohnehin für veraltet ↩
- Wer nun sagt, „Sollen die kleinen Händler doch MasterCard / Visa unterstützen,“ vergisst, dass das wiederum zu einer Konsolidierung auf Visa & MasterCard – zwei US-amerikanische Unternehmen – führt. Als rational handelnder Homo oeconomicus erlaube ich mir einfach mal, langfristig zu denken und die Entstehung von Marktmacht nicht mehr als unbedingt nötig zu fördern. Aber ich werde politisch ↩
- Abzüge in der B-Note für die Namenswahl und Gestaltung der Webseite – yomo steht für „your money“ und warum das alles so bunt sein muss, verstehe ich auch nicht ↩